Iran/Türkei Iran/Türkei

Ein Stück Heimat! Ein Stück Heimat!

Früh morgens erreichte mich eine SMS von Konni, dass er Pleite sei, denn
ihn hatte man auf der Fähre von Italien nach Griechenland ausgeraubt und er
kämpfte sich schon einige Tage mit den letzten Euro´s durch die Türkei. Er
würde es nicht bis an die iranische Grenze schaffen, da das Geld definitiv
nicht reichen würde.

Für mich stand damit fest, dass eine Planänderung her musste, denn ich
hätte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können, ihn am anderen Ende
ohne Geld einfach sitzen und warten zu lassen bis wir kommen würden.
Schließlich hatte er auch Werkzeug und Ersatzteile für die Jungs durch
halb Europa geschleift.

Claus und Kämmi hatten da dann doch etwas andere Ansichten und wollten noch an kaspische Meer.
Ich nahm den direkten Weg zur Grenze, denn ich fand es unfair Konni zwei Tage auf der anderen Seite sitzen zu lassen.
Daher trennten sich die Wege von Claus, Kämmi und mir knappe
1000 Kilometer vor der türkischen Grenze.

Ich fuhr zügig über die letzten Kilometer iranische Straßen und dabei
wurde mir sogar noch von der iranischen Bevölkerung zweimal eine Tankfüllung spendiert. Bei meiner Fahrt fielen mir alle tollen Begegnungen in diesem Land nochmals ein und mir war klar, dass mir dieses Land und die Bevölkerung stets in guter Erinnerung bleiben wird.

Um 17 Uhr erreichte ich den Grenzübergang und reiste eine halbe Stunde
später in die Türkei ein.
Per SMS kontaktierte ich Konni der sich nur noch mit heißer Luft ostwärts
bewegte. Wir verabredeten, dass ich ihm einfach soweit entgegen fahre, bis wir uns treffen.

Fast zeitgleich rollten wir aus unterschiedlichen Richtungen in Dogubeyazyt ein, wobei Konni gleich mal beherzt an mir vorbei
fuhr.

Klasse, kaum hat man sich mal 8 Wochen nicht gesehen wird man schon
nicht mehr erkannt :-)

Ich nahm die Verfolgung auf. Als wir uns dann endlich getroffen hatten,
grinste mich ein Stück Heimat von einem bis zum anderen Ohr an, sagte:

“Hallo, Du siehst echt alt aus.”

Genauso stellt man sich eine Begrüßung vor.
Ich lachte und freute mich ein vertrautes Gesicht zu sehen.
Wir suchten uns eine billige Unterkunft und tauschten erstmal alle
möglichen Informationen aus und planten gemeinsam den nächsten Tag.

Nach dem Frühstück wurde mein Motorrad von Konni erstmal argwöhnisch
unter die Lupe genommen. Ich war dann doch beruhigt, als er sagte, dass sie ja gar nicht so schlimm aussah. Anscheinend müssen meine Reiseberichte ein schlimmes Bild über meine Twin abgegeben haben.

Meine nepalesischen Spielzeugspiegel wurden wieder durch richtige ersetzt, die Kette gespannt und geschmiert, alles Mögliche mit WD40 bearbeitet, mein noch von Nepal gebrochenes Rahmenheck geschweißt und zum Schluss durfte die Twin auch noch duschen. Jetzt sah sie wirklich wie neu aus.
Nach der technischen Arbeit tüftelten wir dann noch über unser Packsystem und verteilten Packstücke neu.

Nach dem Abendessen setzten wir uns über die Landkarte und schmiedeten Reisepläne für die Türkei. Als es schon dunkel war, hörten wir auf einmal Claus und Kämmi, die in der selben Unterkunft eingecheckt hatten.

Konni gab den Jungs die bestellten Ersatzteile und Werkzeuge und teilte ihnen dann noch die Fahrpläne der Fähren mit.
Ich merkte bereits wieder, wie die Anspannung in mir stieg.
Es wurde für mich einfach Zeit den zwei Rennsemmeln “Auf Wiedersehn” zu sagen.

Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück, fiel die Verabschiedung doch recht nüchtern aus.
Konni und ich machten uns gemütlich auf den Weg nach Erzurum. Doch vorher besichtigten wir noch kurz die Burg die so schön über Dogubeyazyt thront.

Am frühen Mittag erreichten wir die Stadt, die eigentlich nichts zu bieten
hat. Trotzdem machten wir uns auf die Socken, um uns umzusehen.

Um 19 Uhr fiel ich todmüde ins Bett und schlief ganze 12 Stunden am Stück durch.
Erst jetzt machte sich der ganze Stress der letzten Wochen bemerkbar.
Mein Akku war einfach leer.

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