Iran Iran

Großstadtrevier Großstadtrevier

Irgendwie kamen wir uns schon vor wie Asiaten, die Europa bereisen, denn wir
düsten auch nur von Ort zu Ort, um ein kurzes Foto zu schießen, um dann
gleich wieder auf die Bikes zu sitzen.

Mir war das ganze wirklich zu hektisch! Dafür konnte man zwischen den Städten etwas relaxen, denn in Wüstengebieten gibt es ja nicht so viel zu sehen und so schaute man einfach nur stur geradeaus auf die Straße und ging seinen Gedanken nach.

Esfahan wird als Irans Meisterstück bezeichnet und gilt als schönste Stadt
in der islamischen Welt.
Das hörte sich ja alles ganz nett und vielversprechend an, doch wir mussten natürlich diesen Juwel ausgerechnet am Wochenende ansteuern.

Alle Läden, Kirchen und Moscheen waren geschlossen und die Stadt glich fast einer im wilden Westen bestehenden Geisterstadt.
Nur der aufgewirbelte Staub und die vom Wind über die Straße gewirbelten Steppenroller fehlten.

Auf der Suche nach einer Bleibe wurden wir von einem Iraner auf Deutsch
angesprochen, da er normalerweise in Saarbrücken lebt. Er zeigte uns mit
seinem Cousin die Stadt und wie genossen schöne und interessante Stunden miteinander.

Am nächsten Tag ging die Jagd auf Großstädte weiter und wir fuhren in die Monsterstadt Teheran. Obwohl diese Stadt mit ihren 17 Mio. Einwohner wirklich riesig ist, fanden wir erstaunlicherweise schnell eine Unterkunft und konnten somit bei Tageslicht unser Gepäck abschnallen.
Wir aßen nur noch kurz etwas und verbrachten den restlichen Abend auf dem Hotelzimmer. Ich versorgte meine inzwischen aufgerissenen Fersen und die Jungs spielten Karten.
Eigentlich hatten wir die Nase von Städten schon voll und wir sehnten uns
wieder nach etwas ländlichem. Doch durch diese Stadt mussten wir einfach noch durch.

Am nächsten Morgen setzten wir uns auf die Bikes und drängelten uns mit durch den Stadtverkehr, um eine Werkstatt aufzusuchen.
Der längst überfällige Reifenwechsel stand an und wir fanden eine tolle kleine Werkstatt in einem Hinterhof.
Ein Mitarbeiter sprach fließend Englisch und so wurden wir schnell mit dem gewünschten Dingen versorgt. Wir bauten die Räder aus und der Chef persönlich wechselte uns die Reifen.
Zudem wurden alle fehlenden Schrauben ersetzt und Kämmi´s Hauptständer geschweißt.

Zur Mittagszeit wurden wir vom Mechaniker-Team zum Mittagessen eingeladen. Es machte wirklich richtig Spaß mit diesen freundlichen Menschen gemeinsam an den Bikes zu schrauben, zu essen und zu trinken und über politische Dinge zu diskutieren.

Die Zeit verging wie im Flug!

Am späten Nachmittag verließen wir unseren Hinterhof und fuhren zurück
zum Hotel, da wir am Abend mit unserem iranischen Ansprechpartner Mahmud Khalili zum Abendessen verabredet waren. Auch von ihm erfuhren wir einiges über die politische Stimmung und Situation im Lande, was uns sehr interessierte.
Zudem war Herr Khalili auch noch Kämmi´s Retter in der Not, denn der hatte seinen Foto im Taxi liegen lassen. Herr Khalili telefonierte kurz mit der Taxizentrale und der Foto wurde in unser Hotel gebracht.

Engel mit Händen sind einfach wichtiger als Engel mit Flügeln!

Nach einem fantastischen Essen fuhr Herr Khalili mit uns auf eine Anhöhe, wo wir das endlose Lichtermeer von Teheran bestaunen durften.

Gerne hätte ich mich noch Stunden mit ihm unterhalten, doch es war schon recht spät und so fuhr uns Mahmud Khalili zurück ins Hotel.
Jetzt hatten wir wirklich genug Städte hinter uns und so suchten wir uns für den nächsten Tag ein abgelegenes Tagesziel aus.
Nach gar nicht so vielen Kilometern erreichten wir ein phantastisches Tal. Die Straße zog sich durch eine extrem grüne und zum Teil noch schneebedeckte Berglandschaft. Nach so viel Beton und Wüste tat das Grün richtig gut! Wir fuhren gemütlich dahin, kauften unterwegs noch einige Lebensmittel ein und suchten uns einen wirklich abgelegenen Zeltplatz.

Wir fühlten uns überhaupt nicht so als wären wir noch im Iran, denn die Landschaft erinnerte eher ans Allgäu.
Es war wirklich erholsam und so schlummerten wir zufrieden in unseren
Schlafsäcken.