Iran Iran

Verspielt Verspielt

Die Einreise in den Iran war für uns alles anderen als lustig und entspannt. Ich hatte noch nicht einmal meinen Helm richtig abgezogen, da wurde ich schon von einem völlig aufgebrachten Grenzsoldaten darauf aufmerksam gemacht, wo denn mein Kopftuch sei.

Ja kann ich den hexen?

Immer schön eines nach dem anderen, doch das fand der Herr in Olivgrün nicht so witzig. Ich war ja auch noch nicht offiziell in den Iran eingereist, denn schließlich hatte ich noch keinen Stempel im Pass und dann machen die schon jetzt so einen Aufstand.

Das konnte ja heiter werden…

Wir benötigten an diesem Grenzübergang ganze 2,5 Stunden – so lange wie noch nie! Zu allem Übel konnten wir uns hier mit niemanden verständigen, da keine Menschenseele Englisch konnte und so zog sich die Einreise hin wie Kaugummi.
Als die Carnets und die Pässe endlich bearbeitet waren, bekamen
wir nur die Zollpapiere für die Motorräder zurück. Die Pässe wurden
umgehend an einen Soldaten weitergegeben, der uns eskortieren sollte.

Bis nach Zahendan hatten wir sechs verschiedene Polizei-Eskorten und unsere Pässe wurden uns immer noch nicht ausgehändigt.
Die Polizei in Zahedan schoss dann den Vogel vollends ab. Alleine in dieser Stadt wurden wir fünfmal weitergereicht, obwohl wir hier überhaupt nicht bleiben wollten.
Keiner teilte uns mit was das ganze sollte und so wurden wir quer
durch die Stadt von einer Polizeistation zur nächsten geschoben.
Ich war stinke sauer! Es war heiß, wir waren hungrig und durstig und keiner sprach nur annähernd ein Wort Englisch.

Da brannte sogar bei meiner Twin die Sicherung durch – nämlich die des Ventilators und so musste ich erst einmal die Sicherung wechseln. Ich konnte mein Bike sehr gut verstehen, denn auch ich stand kurz davor wie ein HB-Männchen in die Luft zu gehen.
Bevor ich noch eines Mordes bezichtigt wurde, nahm ich Kontakt mit unserem iranischen Ansprechpartner Mahmud Khalili auf.
Der Arme durfte sich erstmal meinen ganzen Unmut anhören und anschließend als Dolmetscher fungieren.
Das ganze Tohuwabohu diente nur zu unserer Sicherheit, denn in vergangener Zeit kam es des Öfteren zu Übergriffen an Touristen und wir wurden deshalb in Zahedan festgehalten, weil auf eine Eskorte gewartet wurde, die uns weiterhin begleiten konnte.

Jetzt wussten wir wenigstens mal was los war, doch das
machte das Ganze auch nicht weniger anstrengend. Ich hatte ja nichts gegen Sicherheitsmaßnahmen und Eskorten, doch wenn man mir den Pass abnimmt, kann ich zur Superfurie werden! Nach drei Stunden “Arrest” in Zahedan konnten wir dann unter Geleitschutz endlich unseren Weg fortsetzen.
Bei jedem Wechsel der Eskorte mussten wir wieder mehrere Minuten warten und das nervte ohne Ende.

Wir wurden direkt bis vor die Hoteltüre in Bam gebracht, wo uns auch
endlich unsere Reisepässe wieder ausgehändigt wurden.
Ausgehungert fielen wir über das Abendessen der Hotelangestellten her, die für sich dann nochmal eines bestellen mussten. Ich wollte nur noch Duschen und ins Bett.

Ich war so angefressen. Dieses Land hätte mir an diesem Abend noch ein
Schloss bauen können, aber für heute hatte der Iran einfach verspielt.

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