Nepal Nepal

Stoßgebete Stoßgebete

Ich stand früh auf, packte meine 7 Sachen und machte mich zu Fuß auf, um an die nächste Bushaltestelle zu kommen.
Kaemmi wollte dem Rest entgegen fahren.

Nach guten 30 Minuten fand ich die Station dann auch, um mich mit viel zu vielen Menschen in ein grünes Vehikel zu stopfen. Lauter Nepalis und ich mittendrin- als einzige Ausländerin.

Um 7 Uhr fuhren wir dann auch endlich los Richtung Beni.

Keine Ahnung was schlimmer war – die Sprungfeder, die sich in meinen Rücken bohrte, der Ellbogen meiner Sitznachbarin in den Rippen, die Blechtüre, die ständig an mein Knie schepperte, die vielen üblen Gerüche, der Staub oder die ohrenbetäubende Musik, welche blechern aus dem Lautsprecher donnerte, um das starke Klappern des Busses zu übertönen.

Wie angestochen trieb der Busfahrer das Gefährt über den Trekking-Weg, welchen ich am Vortag höchstens mal im 2. Gang nach oben gefahren bzw. gehoppelt bin.

Als wir um eine Kurve schossen, verloren wir fast ein Kleinkind, welches in der Nähe der Tür stand. Kurz darauf ein lauter Knall, ein Schlingern des Vehikels – Plattfuß hinten links.
Ohne viel Aufhebens und Worte verließ ein Großteil der Passagiere den Bus und das Rad wurde gewechselt. Das Ganze sah sehr routiniert aus, als ob es jeden Tag vorkommen würde ein Kleinkind fast in den Abgrund zu befördern um anschließend ein Rad zu wechseln.
Als ich das Profil des Ersatzrades sah, wurde mir fast übel. Die Leinwand schimmerte für meinen Geschmack viel zu deutlich hervor. Mir wurde noch mehr Angst und Bange.
Ich versuchte mich für die restliche Fahrt noch mehr abzulenken und schaute mir die vorüberziehende Landschaft, soweit es der aufgewirbelte Staub zuließ, noch deutlicher an.
Immer wieder schickte ich kleine Stoßgebete in den Himmel, damit ich diese Fahrt gesund und munter überlebe.

Als wir in Beni ankamen übergaben sich zwei Kinder direkt vor den Füßen des Chauffeurs, ganz so als ob sie damit den Fahrstil des Fahrers bewerten wollten.
Nun musste ich in ein Taxi wechseln, denn eine Busfahrt von Beni nach Pokhara würde ganze 5 Stunden dauern. Mit einem Taxi dagegen nur 2,5 Stunden.
Mit 4 Nepalis quetschte ich mich in die rostige und verbeulte “Limousine” und begab mich damit erneut in die Todeszone. Zu oft hätte nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen Taxi und anderen Verkehrsteilnehmern gepasst.
Weitere Stoßgebete wurden ins Universum geschickt.

Mit schlotternden Knien kam ich endlich, nach 7 Stunden ausgestandenen Ängsten, in Pokhara an.

Ich weiß nicht ob es mutig oder einfach nur lebensmüde war mich Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hinzugeben.

Auf jeden Fall war es ein weiteres Abenteuer in Nepal.

zurück vorwärts