Nordkap Nordkap

71° 10´ 21" 71° 10´ 21

Gleich morgens zwängten wir uns in die Regenkombis, denn die Wolken waren immer noch tief traurig und weinten sich alles von der Seele.
Doch dies konnte meine gute Laune irgendwie nicht wirklich verderben, denn heute war es soweit – heute sollten wir das Nordkap erreichen.

Die letzten Kilometer auf finnischem Boden flogen geradezu an uns vorbei und kaum das wir die norwegische Grenze überquert hatten, wurde auch die Landschaft eine andere.

Die dichten Wälder wichen kniehohen Birken, Büschen und Felsen. Endlich konnte man wieder die Weite erblicken und am Horizont zeigten sich Berge mit Schneehäubchen.

Doch was noch viel schöner war – es gab endlich wieder kurvige Straßen!
Die Straßen schlängelten sich durch die wunderschöne Landschaft und ich begann mich wieder freier zu fühlen.
Sogar der Himmel zeigte Erbarmen. Es hatte aufgehört zu regnen.

Inzwischen spürte man das raue Klima des Nordens sehr deutlich. Die Blätter der Bäume hatten sich schon bunt eingefärbt, der Wind wehte frisch und ich begann mit meinen nassen Füßen an zu frieren wie ein ärmlicher Schlosshund.

Ab Lakselv führte unser Weg am Porsnager Fjord entlang und ich genoss die salzige Luft, den Wind und den Blick auf das fast türkisfarbene arktische Meer. Mein Grinsen wurde immer breiter, denn die Straßen waren einfach traumhaft!
Allerdings musste man auch höllisch aufpassen, denn hier oben sprangen unzählige Rentiere umher. Kein Wunder das der Weihnachtsmann an Heilig Abend alle Menschen gleichzeitig beschenken kann.
Bei dem Fuhrpark, welchen er hier in die Sommerferien geschickt hat.

Ab Olderfjörd kamen auch Tunnels dazu in denen es s…kalt war. Die Kälte kroch einem bis auf die Knochen und setzte sich dort hartnäckig fest.

Als wir den Campingplatz erreicht hatten war ich fast auf meinem Motorrad festgefroren. Meine Füße spürte ich schon nicht mehr.

Während Konni und mein Paps die Zelte aufstellten, taute ich mich in der Damentoilette unter dem Handfön auf.

Die Zelte standen, meine Füße lebten wieder, das Gepäck war abgeschnallt.

Jetzt konnte es los gehen – der Sturm ans Nordkap.
Zügig fuhren wir die absolut geniale Straße nach oben, hielten ab und an, um den wunderbaren Ausblick zu genießen und freuten uns auf das Ziel.
Doch je höher wir kamen umso trüber wurde es. Dicke Nebelschwaden hingen über dem Kap und die Sicht war gleich Null. Jetzt hatte ich mich so darauf gefreut und so viele Kilometer hinter mich gebracht, um an dem stählernem Globus zu stehen und dann wird einem so eine Waschküche geboten.

Enttäuscht begutachtete ich den Rest der Anlage und gab mich im Nordkap-Shop dem Frust-Shoppen hin. Eine lustige Rentiermütze zauberte mir wieder ein Lachen aufs Gesicht, während mein Dad nur kopfschüttelnd vor mir stand und dachte, dass ich wohl nie richtig erwachsen werden würde.

Gemütlich fuhren wir wieder nach unten in die Sonne, bogen immer wieder in Nebenstraßen ab und erkundeten so die Gegend.
Andere Biker berichteten uns, dass sich ab 21 Uhr der Nebel auflösen würde und so fuhren wir nach dem Abendessen erneut ans Kap.

In einem phänomenalen Farbenspiel der Abendsonne zeigte sich das Wahrzeichen des Nordkaps – die Weltkugel.

Die von Minute zu Minute wechselnden Farben machten mich sprachlos und ich schloss diesen Anblick tief in meinem Herzen ein.
Daran konnten nicht einmal die anderen unzähligen Touristen hier oben etwas ändern, die wie am Fließband von großen Bussen auf dem Parkplatz ausgespuckt wurden.

Für mich hatte sich der weite Weg in den Norden gelohnt!

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