Nordkap Nordkap

Denkfehler Denkfehler

Zu schade, dass unsere Wecker auch in Estland ihren Dienst nicht verweigerten. Pünktlich um 6 Uhr morgens wurden wir geweckt.

Als ich aus dem Zelt spickelte, hüpfte mein Vater bereits in den Motorradklamotten umher und packte seine 7 Sachen. Schlaftrunken schälte ich mich aus dem Schlafsack und holte im Packwettstreit schnell auf.

Schließlich saß ich wieder zuerst auf der Maschine. Um halb neun rollten wir vom Platz in Richtung Tallin, wo wir dann auch gleich unsere Tickets für die Fähre nach Helsinki kauften.
Da wir auf der Fähre erst um 13 Uhr einchecken konnten, hatten wir noch genügend Zeit, um unsere Lebensmittelvorräte aufzustocken und noch gemütlich in der Sonne zu Mittag zu essen.

Überpünktlich rollten wir ans Kai und wunderten uns, dass keine weiteren Fahrgäste zu sehen waren. Weit und breit war niemand zu sehen: keine Autos, keine Passagiere, keine Fähre. Nur 3 hilflose Deutsche auf Motorrädern – sprich wir.

Stirnrunzelnd lasen wir die Leuchtschrift, die bereits die nächste Fähre am späten Nachmittag ankündigte. Waren wir am falschen Terminal? Hatte sich etwas am Fahrplan geändert? Wir überprüften nochmals unsere Tickets, kamen aber zu keinem Ergebnis.
So fuhren wir wieder zurück zum Ticketschalter. Ich stürmte hinein und fragte bei den Damen am Schalter nach, ob sich das Kai geändert hatte. Die Dame schaute mich verdutzt an, blickte auf die Tickets, dann auf die Uhr und sagte ohne eine Miene zu verziehen:

“Sie haben die Fähre verpasst.“ Wie? Was? Verpasst? Das kann doch überhaupt nicht sein!

Nochmals deutete ich mit dem Finger auf das Ticket, wo die Abfahrtszeit der Fähre aufgedruckt stand. Dort war deutlich zu lesen, dass die Fähre um 14:00 Uhr ablegen würde und nun war es 13:15 Uhr. Die Dame zeigte auf die Uhr über ihr.

Dort stand 14:15 Uhr. Hä?!? Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. Doch dann fiel der Groschen. Ich schlug mir mit der flachen Hand vor die Stirn und schüttelte nur noch den Kopf.

Wie konnte man denn so blöd sein? Zeitverschiebung
Daran hatte keiner mehr von uns gedacht. Estland und Finnland sind der deutschen Zeit eine Stunde voraus.

Wir ließen die Tickets für die nächste Fähre umschreiben, wobei die Mädels hinter dem Schalter vor Lachen fast erstickten.
Die Wartezeit nutzen wir mit der Neuprogrammierung der GPS, mit Tagebuch schreiben, Telefonaten, Faulenzen usw.
Durch die verpasste Fähre kam unser Zeitplan gewaltig ins Hinken. Erst die Radlagerpanne und nun das.

Wir überlegten, ob wir überhaupt noch bis nach ganz oben fahren sollten. Allerdings war genau das mein Ziel. Ich wollte dort hin!

Also rief ich in der Praxis an und berichtete über unsere Dummheit. Meine Kollegen lachten über die Geschichte und waren sofort bereit die Terminplanung zu ändern, so dass ich mein Ziel auch anpeilen konnte.
Was würde ich nur ohne dieses Team machen?

Um 19:30 Uhr erreichten wir finnischen Boden und steuerten einen Übernachtungsplatz außerhalb der Stadt an.

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